Wir alle sind (Transkript)

Frau Tistic

Wir alle sind. Er ist. Ich bin. Ihr seid. Wir gemeinsam sind. Nicht mehr und nicht weniger ist es. Aber hätte vor 80 Jahren jemand meine Krankenakte gestempelt, hätten sie vielleicht auch mich mitgenommen. Und manche hätten beigestanden und geklatscht. Heutzutage muss so etwas doch nicht mehr sein, und in acht Jahren sind wir vielleicht wieder an diesem Punkt, zumindest geben wir uns im Augenblick kräftig Mühe dafür. Es wird immer welche geben, die meinen, die Welt sei eine bessere, ohne solche Fälle. Schlicht, weil sie noch nie Kontakt mit ihnen hatten. Ich bin auch sicher, dass es manche gibt, die meine Texte lesen und irgendwo an einem schwer zugänglichen Ort im stillen Denken, dass diese Texte für eine Autistin ja recht erstaunlich sind und, die aufgrund meiner Behinderung, nicht meiner Texte, applaudieren und sich dabei gut fühlen. Und vermutlich, in einer ähnlichen Situation, würde es diesen schwer zugänglichen Ort auch in mir geben. Diesem einen Typen wünsche ich, wenn er einmal alt ist, oder krank wird, nach einem Unfall gebrechlich oder depressiv, dass ihm dann die Unterstützung zuteil wird, die er für ein gutes Leben braucht. Denn der Wert einer Gesellschaft definiert sich darüber, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.