Ausgabe Zwei

Februar 2025

Mit Beiträgen von Leonie Mühlen, Moran Shavit und Dorothea Nold sowie Soline Krug

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Inhalt

  • ‘behindert’ erzählt in einem schnellen Strom von den (Un)sichtbarkeiten von Behinderung, von ausfallenden Armen und helfenden Händen.

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  • Der fotografische Dialog einer Freundschaft, der die parallelen körperlichen Veränderungen von zwei befreundeten Künstlerinnen begleitet. Eine bekommt eine Brustkrebs-Diagnose, die andere ein Kind.

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  • Endometriose wächst in mir, und wenn ich will,
    kann ich meine Gebärmutter entfernen lassen.
    Aber ich liebe sie.


    Ein kurzes Hörstück über die liebevolle Beziehung zu einem erkrankten Organ.


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Editorial

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Kaum zeigt sich das Verhältnis von Politik und Körper so maßgeblich wie im Umgang einer Gesellschaft mit Krankheit und Gesundheit. Der lange Einfluss patriarchaler Denkmuster wirkt sich auch auf Fehldiagnosen und das Ungleichgewicht in der Forschung aus. Erkrankungen wie Lupus oder rheumatoide Arthritis betreffen z.B. überproportional Frauen*, doch die Ursachen und Mechanismen hinter diesen Erkrankungen wurden oft nicht im Detail erforscht. Ein weiteres Beispiel ist die Endometriose, deren Bekanntwerden wir den mutigen Menschen zu verdanken haben, die für eine bessere Aufklärung eintreten.

Hinzu kommt die gesellschaftliche Ausgrenzung und Stigmatisierung von Menschen, die besonders verletzlich sind und sich mitunter zunehmend isolieren. Als Magazin wünschen wir uns nicht nur die Definitionen von Krankheit und Gesundheit neu zu denken, sondern möchten eine Anregung sein für eine Gesellschaft, die aus der gegenseitigen Abhängigkeit, ein Miteinander von Solidarität und gegenseitiger Unterstützung macht. Die Beiträge unserer zweiten Ausgabe beschäftigen sich mit eben jenen Fragen und wir freuen uns, mit Euch folgende tolle Arbeiten zu teilen:

Leonie Mühlen geht in ihrem Text „behindert“ der Frage nach, was wir unter „Normalität“ verstehen und wie Sprache und gesellschaftliche Strukturen uns in unseren Wahrnehmungen von Behinderung und Anderssein prägen.

„Intersections“, eine Bildstrecke von Moran Shavit und Dorothea Nold, zeigt die tiefe Verbindung, die während der Behandlung von Brustkrebs und der Schwangerschaft zwischen den beiden Personen entstanden ist. Die Bilder fangen diese emotionale Reise durch einen unaufgeregten und gleichzeitig intensiven Blick der Kamera ein.

Soline Krug berichtet in ihrem Audiobeitrag „Ein Glück“ von den Herausforderungen, sich selbst zu finden und gleichzeitig in eine langjährige Beziehung zu treten. Sie stellt sich die Frage nach einem „guten Leben“ und wie sich diese unter den Umständen einer gesundheitlichen Krise verändert.

Wie bereits in unserer ersten Ausgabe deutlich wurde: Kategorien sind keine festen Vorgaben, sondern Werkzeuge, die wir nutzen, um sie mit Freude hinter uns zu lassen. In dieser Ausgabe setzen wir noch weiter auf das Miteinander, das auf Solidarität und gegenseitiger Unterstützung basiert. Es geht nicht darum, Menschen in Schubladen zu stecken, sondern um das gemeinsame Streben nach einer Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig tragen und stärken.

Annekathrin, Jelena, Kathrin, Saskia, Svenja

behindert

Leonie Mühlen

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10 min liege ich auf dem Gehweg, vielleicht auch nur 5, keine Ahnung. Jedenfalls denke ich, dass das voll inszeniert wirkt, weil ich von dort, wo ich liege, U‘s Zimmerfenster sehen kann – wir haben uns gerade erst getrennt – was heißt, dass er mich auch sehen könnte. Vielleicht denke ich das auch erst hinterher und falls ich was in dem Moment gedacht habe, dann wahrscheinlich, dass es mir voll unangenehm ist, hier so auf dem Boden zu liegen, Leute, die um mich rumstehen und dass es dringend zu vermeiden gilt, dass jemand einen Krankenwagen holt.

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Intersections

Moran Shavit und Dorothea Nold

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After going their separate ways for a long time, the two artists meet at the end of 2018 in Tel Aviv. Two weeks later, they meet in Berlin and tell each other news: Doro has breast cancer and Moran is pregnant.

They start a photographic dialogue as a means to hold space for those life changing events and the severe physical changes taking place in each body. Moran portrays Doro over the yearlong course of disease; from chemotherapy to numerous surgeries. Both portray themselves using a cable release.

The photographs capture stories and moments that weave together joy and pain, strength and fragility, growth and life, loss and amputation, birth and recovery, uncertainty and friendship.

Nachdem sie lange Zeit keinen Kontakt hatten, sehen sich die Künstlerinnen Moran Shavit und Dorothea Nold Ende 2018 in Tel Aviv wieder. Zwei Wochen später treffen sie sich in Berlin. Beide haben Neuigkeiten: Doro hat Brustkrebs und Moran ist schwanger.

Sie beginnen einen fotografischen Dialog, um diesen lebensverändernden Ereignissen und den schwerwiegenden körperlichen Veränderungen, die mit ihnen einhergehen, Raum zu geben. Moran porträtiert Doro über die Jahre ihrer Krankheit, ihre Chemotherapie und die zahlreichen Operationen. Beide porträtieren sich selbst mit einem Kabelauslöser.

Die Fotos halten Geschichten und Momente fest, die Freude und Schmerz, Stärke und Zerbrechlichkeit, Wachstum und Leben, Verlust und Amputation, Geburt und Genesung, Unsicherheit und Freundschaft miteinander verweben.

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Ein Glück

Soline Krug

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Endometriose wächst in mir, und wenn ich will,
kann ich meine Gebärmutter entfernen lassen.
Aber ich liebe sie.

Biografien

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